Fährt man den Rhein hinab, bilden Rüdesheim und Bingen das Tor zum Oberen Mittelrheintal. Diese Region steht seit Mitte 2002 auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO und gilt als besonders schützenswert. Diesen Status konnte das Gebiet aufgrund der weltweit einzigartigen Kombination aus Natur- und Kulturlandschaft erlangen. Nach Norden hin wird das Welterbe Oberes Mittelrheintal durch die Stadt Koblenz begrenzt, die es zu großen Teilen mit einschließt. In der Gesamtheit erstreckt es sich so über eine Länge von 67 Kilometern am Rheinufer entlang.
Oberes Mittelrheintal: Zwischen Natur und Kultur
Auch ohne menschliches Zutun wäre das Mittelrheintal etwas Besonderes. Hinter Bingen durchbricht der Fluss das Rheinische Schiefergebirge und strömt an steilen Felshängen entlang. Dieser beeindruckenden Kulisse hat die menschliche Besiedlung der letzten Jahrtausende zusätzlich eine eigene Note verschafft. Charakteristisch sind die an den Hängen zu findenden Terrassen, die man für den Weinanbau angelegt hat. Zusätzlich sind Überbleibsel der Schiefergewinnung zu sehen. Ungewöhnlich ist darüber hinaus die hohe Dichte an Burgen, Schlössern und Kirchen. Im Oberen Mittelrheintal säumen von Bingen bis nach Koblenz etwa 40 Burgen den Fluss. Komplettiert wird dieses Bild von den eng am Ufer gedrängten Siedlungen.
Diese Idylle ist nicht erst in den letzten Jahren zu einem beliebten Reiseziel geworden, sondern zieht die Menschen schon seit Jahrhunderten an. Zeitweise wurde sie sogar ein zentrales Thema in der deutschen Kunst. Ende des 18. Jahrhunderts machten Reiseberichte von Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich von Kleist und Friedrich Hölderlin die Region bekannt und legten den Grundstein für die in den Jahren darauf aufkeimende Rheinromantik. Diese zeichneten das Bild einer wilden und schönen Landschaft, als typische Illustration der Texte wurden Panoramen genutzt, die den Rhein mit seinen Burgen am Ufer zeigen. Durch die große Aufmerksamkeit wurde das Mittelrheintal zu einem Muss für Reisebegeisterte.
Späte Bewerbung um Welterbestatus
Die Idee, sich um den Rang eines Welterbes zu bewerben gab es schon Ende der 1970er Jahre, nachdem die Bundesrepublik die Konvention zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt unterschrieben hatte. Ernsthaft vorangetrieben wurde das Vorhaben aber erst ab 1996, als sich die damalige Landesregierung von Rheinland-Pfalz des Themas annahm. 1998 landete das Obere Mittelrheintal daraufhin auf Platz 6 der Vorschläge für besonders schützenswerte deutsche Kulturlandschaften, 2000 folgte die formale Antragsstellung bei der UNESCO, der 2002 stattgegeben wurde. Seither wird dem Erhalt des reichen Kulturschatzes der Region eine große Rolle beigemessen.