Für Besucher des Niederwalddenkmals und Rüdesheims bietet sich der Ausflug in das nahe Bingen an. Der am anderen Rheinufer gelegene Ort kann auf eine lange Geschichte zurückblicken und bietet ein entsprechend interessantes Kulturprogramm. Entscheidet man sich zur Fahrt mit einer der Fähren, wird auch die Überfahrt selbst zum Erlebnis.
Binger Loch: Das Riff im Rhein
Bingen ist vor allem für das Binger Loch bekannt. Dabei handelt es sich um eine Untiefe im Rhein, die sich durch eine besonders harte Felsschicht gebildet hat. Während der Strom das umliegende Gestein mit der Zeit abtragen konnte, blieb hier ein Riff aus Quarzit stehen, das für die Rheinschifffahrt lange ein gefährliches Hindernis darstellte. Durchbruchsversuche scheiterten immer wieder. Erst im 17. Jahrhundert gelang es, das Riff mithilfe einer Sprengung passierbar zu machen. Das dabei entstandene Loch verschaffte der Gesteinsformationen ihren Namen.
Kopfzerbrechen bereitete das Riff schon den Römern, die Anfang des ersten Jahrhunderts Truppen im heutigen Bingen stationierten. Sie waren allerdings nicht die ersten, die die günstige Lage des Ortes für sich entdeckten. Kelten hatten schon zuvor eine Siedlung errichtet. Aus dieser Zeit stammt auch der heutige Name, der sich vom keltischen „Binge“ für Graben ableitet. Die Römer nutzten mit „Bingium“ eine Abwandlung, die sich über die Jahrhunderte zum heutigen Namen weiterentwickelt hat. Nach dem Zerfall des Römischen Reichs geriet die Stadt unter fränkische Herrschaft und wurde im 10. Jahrhundert per Schenkung von Otto III. dem Mainzer Bistum vermacht. Bestrebungen der Binger, sich als freie Stadt zu etablieren scheiterten und führten 1165 sogar zur Zerstörung. Ein letzter Versuch wurde im Bauernkrieg 1525 unternommen, der allerdings keinen Erfolg brachte. Die Verwaltung durch Mainz blieb deshalb bis Ende des 18. Jahrhunderts bestehen.
Historische Sehenswürdigkeiten in Bingen
Das Freiheitsstreben der Binger sorgte in der Geschichte zwar immer wieder für Probleme, hat aus touristischer Sicht aber auch Vorzüge. Um Zölle eintreiben und die Bewohner unter Kontrolle halten zu können, wurde beispielsweise ab 1240 die Burg Klopp erbaut, die noch heute besucht werden kann und Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal ist.
Einen ähnlichen Zweck hatte der Binger Mäuseturm. Den Namen hat der knapp 25 Meter hohe Wachturm angeblich dem ungewöhnlichen Tod des Mainzer Erzbischofs Hatto II. zu verdanken. Der Sage nach wurde der Kirchenfürst von einer Mäuseplage in den Turm getrieben, nachdem er während einer Hungersnot Bettelnde hatte verbrennen lassen. Der Turm bot allerdings nur vermeintlichen Schutz. Nachdem er sich eingeschlossen hatte, soll er von Mäusen bei lebendigem Leib aufgefressen worden sein. Historiker vermuten, dass sich der Name tatsächlich von „Maut“ ableitet, was auf die Verwendung als Zollstation zurückzuführen wäre.
Empfehlenswert ist außerdem ein Besuch der aus dem 15. Jahrhundert stammende Basilika St. Martin und der zahlreichen Gasthäuser, die lokale Weinspezialitäten zu bieten haben. Der Weinbau ist historisch bedingt noch heute einer der wichtigsten Wirtschaftszweige Bingens und der Region.