Für die in unmittelbarer Nähe des Niederwalddenkmals gelegene Stadt Rüdesheim entpuppte sich der Bau des Denkmals als äußerst glücklicher Umstand. Das Monument entwickelte sich schnell zum Publikumsmagneten und machte die schon zuvor sehr beliebte Winzerstadt zu einem der wichtigsten touristischen Zentren Deutschlands. Die Stadt hat allerdings mehr als „nur“ das Niederwalddenkmal zu bieten.
Wein, Schifffahrt und Tourismus
Für geschichtlich interessierte Menschen ist Rüdesheim auch ob seiner langen Historie interessant. Aufgrund der guten Lage am Ufer des Rheins wurde das heutige Stadtgebiet schon früh von Kelten besiedelt, die erst von den Ubiern und den Mattiakern und ab dem ersten Jahrhundert von den Römern verdrängt wurden. Es wird vermutet, das bereits damals mit dem noch heute wichtigen Weinbau begonnen wurde. Ab dem 11. Jahrhundert nahm dieser zusammen mit der Schifffahrt die Rolle der wichtigsten Einkommensquelle der Rüdesheimer ein. Als sich die Stadt mehr und mehr zu einem wichtigen Rheinhafen entwickelte und immer häufiger Durchreisegäste begrüßen konnte, entstanden außerdem zahlreiche Gasthöfe.
Das Stadtrecht erhielt Rüdesheim 1818 und wurde gut 50 Jahre später sogar Kreisstadt des unter preußischer Herrschaft neu gegründeten Rheingaukreises. 1877 erfolgte die Grundsteinlegung für das Niederwalddenkmal und damit der Aufstieg zum touristischen Zentrum. Einen der größten Schicksalsschläge musste Rüdesheim am 25. November 1944 erleben, als alliierte Bomber Teile der Stadt, die Niederwaldbahn und den Tempel im nahe gelegenen Landschaftspark zerstörten. Über 200 Bewohner fielen dem Angriff zum Opfer. Zurückwerfen ließ man sich davon allerdings nicht. Ein schneller Wiederaufbau sorgte dafür, dass Rüdesheim weiterhin als Ausflugsziel interessant blieb.
Die Drosselgasse in Rüdesheim
Von den Angriffen war auch die Drosselgasse betroffen, die als eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt gilt und den Ruf besitzt, die „berühmteste Gasse der Welt“ zu sein. Den Rand des 144 Meter langen und drei Meter breiten Weges säumen zahlreiche Weinhäuser und Souvenirläden. Die Bewirtung von Gästen hat hier eine lange Tradition.
Nachdem die Gasse ursprünglich als Quartier für Rheinschiffer diente, entstanden im 18. und 19. Jahrhundert Straußwirtschaften, in denen selbst hergestellter Wein ausgeschenkt wurde. Durch geschickte Werbung entwickelten sich die Lokale schon vor der Errichtung des Niederwalddenkmals zum beliebten Ziel von Ausflüglern und erlebten nach der Enthüllung einen regelrechten Boom, der noch immer anhält. Gut drei Millionen Besucher schlendern heute jährlich über das hiesige Kopfsteinpflaster.