Vor dem Niederwalddenkmal zu stehen, ist schon aufgrund der schieren Größe beeindruckend. Die gesamte Anlage ragt 38,18 Meter in die Höhe und wiegt in der Gesamtheit etwa 75 Tonnen. Der auffälligste und gleichzeitig größte Teil ist die auf den oberen Sockel gestellte und weithin sichtbare Germania. Sie bringt es allein auf 12,5 Meter Höhe und ein Gewicht von rund 32 Tonnen. In den Sockel zu ihren Füßen ist die Hauptinschrift eingemeißelt, die an den Deutsch-Französischen Krieg und die Einigung des Reichs erinnern soll. In Großbuchstaben ist dort zu lesen: „Zum Andenken an die einmuehtige siegreiche Erhebung des deutschen Volkes und an die Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches 1870 – 1871“.
Die Reliefs am Niederwalddenkmal
Direkt darunter befindet sich das Hauptrelief, auf dem insgesamt 133 Personen dargestellt sind. Dabei handelt es sich in erster Linie um Generäle und Fürsten, die bei der Reichsgründung und im vorangegangenen Krieg gegen Frankreich eine wichtige Rolle gespielt haben. Zu sehen sind außerdem ein preußischer Gardist mit Fahne und ein sächsischer Infanterist, der eine Trommel mit sich trägt. Im Zentrum des Reliefs ist Wilhelm I. abgebildet, der als einzige der Figuren auf einem Pferd sitzt und von allen anderen umringt wird. Dadurch wird seine Bedeutung noch einmal gesondert hervorgehoben. Alle gezeigten Personen sind in Lebensgröße dargestellt.
Links und rechts des Hauptreliefs stehen zwei weitere Figuren, die Krieg und Frieden symbolisieren sollen. Die auf der linken, in Richtung Frankreich deutenden Seite stehende Figur ist ein geflügelter Genius, der im antiken Rom als Schutzgeist galt. Mit seiner linken Hand bläst er eine Posaune, in der rechten liegt ein Schwert. Dass dieses nicht erhoben, sondern gesenkt ist, wird als Zeichen des Sieges interpretiert. Der Frieden wird durch einen auf der rechten, deutschen Seite platzierten Engel symbolisiert. Seine Attribute sind ein Füllhorn und ein Ölzweig, die man seit Jahrhunderten als Zeichen für Wohlstand und Frieden versteht. Hinter den beiden Figuren sind zwei weitere Nebenreliefs zu finden, die die Themen Krieg und Frieden noch einmal aufgreifen. Auf der linken Seite ist der „Abschied der Krieger“ angebracht. Dieser zeigt den Auszug von Soldaten und Landmännern, während auf der rechten Seite die Rückkehr dargestellt wird.
Tochter Mosel übernimmt die Wacht
Unterhalb des Hauptreliefs findet sich am Niederwalddenkmal eine weitere Inschrift. Diese zitiert die fünf der sechs Strophen des Liedes „Die Wacht am Rhein„, das vor allem bei den Soldaten während des nur wenige Jahre zurückliegenden Krieges äußerst beliebt war. Darunter steht das letzte wichtige Element des Denkmals: Hier ist dargestellt, wie „Vater Rhein“ ein Wächterhorn an Tochter „Mosel“ übergibt. Damit wird auf die im Zuge des Krieges 1870 und 1871 gemachten Eroberungen angespielt, durch die der Rhein vom Grenzfluss zu einem innerdeutschen Fluss geworden war.